Karl Höger (1847 - 1913)

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Karl Höger

 

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Karl Höger wurde am 3. Oktober 1847 in Wien-Landstraße geboren. Nach einer frohen Jugendzeit kam er 1859, noch nicht zwölfjährig, in die Lehre und wurde nach fünfjähriger Lehrzeit freigesprochen. Er blieb nur eine Woche seiner Gehilfenzeit in der Lehrdruckerei, wechselte in der Folgezeit wiederholt seine Kondition und war sowohl in Wien als auch in der Provinz als Setzer, Metteur und Korrektor tätig. Zum ersten Mal trat er während des Streiks im Jahr 1870 in einer Versammlung als Redner in Erscheinung. Er muss damals schon die Aufmerksamkeit seiner Widersacher auf sich gezogen haben, denn er blieb nach dem Kampf als Ausgesperrter zurück. Am 28. September 1873 übernahm er seine erste Funktion als Ersatzmann in der Kontrollkommission. Bald wurde er Obmann dieser Institution. Unter sehr schlechten Verhältnissen, die dazu noch durch die Teilnahmslosigkeit der Kollegen trostlos waren, übernahm der junge Höger die Obmannstelle der Tarifkommission. Schon zu dieser Zeit zeigte sich das Wissen Högers, denn er veröffentlichte in in- und ausländischen Blättern geistig durchdachte Artikel fachlicher Art. Schon vorher als Mitarbeiter tätig wurde er im Jahre 1877 Redakteur des "Vorwärts". 1878 wurde Kollege Höger in das Komitee zur Vorbereitung der Säkularfeier der Einführung der Buchdruckerkunst in Wien entsandt. Eine hervorragende Arbeit leistete Kollege Höger im Jahre 1879 mit der Herausgabe eines Büchleins über Michael Denis, den ersten Geschichtsschreiber über Wiens Buchdruckerkunst. Im Jahre 1881 wurde Kollege Höger zum Ersten Obmannstellvertreter des niederösterreichischen Vereines gewählt. Das Jahr 1882 war für die Buchdrucker ein Jahr des Kampfes. Der Leiter dieser Bewegung war Karl Höger. Trotz aller Anstrengungen konnte kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden. Aber eine Erkenntnis wurde aus dieser Aktion gewonnen: Die Buchdrucker Wiens hatten zwar keinen Erfolg errungen, aber der Verlauf des Kampfes war für die Prinzipale eine Warnung für die Zukunft, dass die Organisation stärker geworden und die Buchdrucker nicht gewillt waren, alle Maßnahmen der "Herren" ruhig hinzunehmen. Doch Kollege Höger wurde das Opfer dieser Bewegung. Es gab Kollegen, denen das radikale Vorgehen ihres Anführers nicht passte und die auch mit dem "Vorwärts" wegen seiner Schreibweise während des Streiks nicht zufrieden waren. Dies veranlasste Kollegen Höger, im November 1883 alle seine Funktionen zurückzulegen. Auch die Redakteurstelle legte er nieder. Doch für Höger hatte der Streik noch zwei unangenehme Nachspiele. Als Redakteur des "Vorwärts" wurde er von zwei Buchdruckereibesitzern geklagt und im ersten Fall zu zwei Monaten, im zweiten zu einem Monat Arrest verurteilt. Am 12. Februar 1884 schlug er sein Domizil für drei Monate im Grauen Haus auf. Im Mai des Jahres 1883 fand im Abgeordnetenhaus eine Gewerbeenquente statt, die sich mit der Einführung eines Normalarbeitstages, der Abschaffung der Frauen- und Kinderarbeit und der Sonntagsruhe befasste. Kollege Höger nahm als Experte daran teil und benützte die Gelegenheit, auch noch andere Probleme aufzuzeigen, z. B. Übelstände im Lehrlingswesen, die sanitären Mängel in den Betrieben, die Folgen der überlangen Arbeitszeit, der Konkurrenz durch die Gefangenenarbeit. Er bezeichnete es als äußerst dringlich, ein Verbot von Kinderarbeit unter 14 Jahren, eine Verkürzung der Arbeitszeit für Jugendliche und ein Arbeitsverbot für schwangere Frauen sechs Wochen vor und sechs Wochen nach der Entbindung zu beschließen. Das verlangte Kollege Höger schon im Jahre 1883 - welch ein fortschrittlicher Gedanke!

Im Jahre 1883 wurde der Wohltätigkeitsverein gegründet, und wie sollte es anders sein: Kollege Höger wurde auf Grund seiner Fähigkeiten zu der Führung des Vereines bestellt. Von 1885 bis 1889 arbeitete Karl Höger in verschiedenen Zeitungsdruckereien Wiens, ohne eine Funktion im Verein zu bekleiden. Gelegentlich schrieb er Aufsätze für den "Vorwärts", ein Beweis, dass er die Vorgänge im Gewerkschaftsleben aufmerksam verfolgte. Zerwürfnisse zwischen einzelnen Gruppen in der Buchdruckerorganisation brachten die Kollegenschaft zur Ansicht, dass nur ein tüchtiger, unbeugsamer und unerschrockener Kollege imstande wäre, die Einigkeit wiederherzustellen.

Im November 1890 wurde er zum Gehilfenobmann gewählt. Der niederösterreichische Verein entsandte Höger im Jahre 1890 in die Buchdruckertags-Kommission. Die Feier zum 1. Mai 1890 und die darauffolgenden Maßregelungen sowie das Bedürfnis nach Abschluss eines Tarifs führten zum Streik. Leider musste auch dieser Kampf resultatslos abgebrochen werden. Es führte auch zur Auflösung des niederösterreichischen Vereines. Nur Kollegen Höger war es zu verdanken, dass bei der Gründung des neuen Vereines das Vermögen der aufgelösten Organisation dem Nachfolgeverein und nicht einer von oben gelenkten unpolitischen und unabhängigen Vereinigung zugesprochen wurde. In der Gehilfenversammlung am 6. März 1892 wurde Kollege Höger zum Obmann des Gehilfenausschusses gewählt, aber Höger war den Unternehmern ein unangenehmer Gegner. Da die Wahl vom Magistrat bestätigt werden musste, versuchten die Prinzipale durch eine Eingabe diese Bestätigung zu hintertreiben. Bedauerlicherweise hatten sie Erfolg. Es folgte ein Bescheid des Magistrat, welches die Anerkennung des Gehilfenobmannes ablehnte. Aber mit der Ablehnung seitens des Magistrates war doch auch die Aufforderung an den Gremialvorsteher verbunden, dafür Sorge zu tragen, dass in einer zweiten Gehilfenversammlung die Wahl wiederholt wird. Sie fand am 14. Juli 1893 statt und bestätigte die erste Wahl. Darauf erhielt Höger wieder eine Zuschrift des Magistrates, in der ihm mitgeteilt wurde, daß auch diese Wahl wieder unzulässig war, da schon vorher in allen Instanzen die Bestätigung für Kollegen Höger zum Gehilfenobmann verweigert wurde. Es half der ganze Protest aus der Kollegenschaft nicht. Die Macht der Behörde war stärker als der Wille der Kollegenschaft. Bei der nächsten Versammlung am 25. November 1893 wurde auf die Kandidatur des Kollegen Höger verzichtet, und bei dieser Versammlung durchgeführten Wahl wurde Kollege Schiegl zum Gehilfenobmann gewählt. Am 19. September 1894 wurde Kollege Höger wegen einer Rede, die er in einer Versammlung der Metallarbeiter hielt, zu zwei Monaten Arrest verurteilt. Dann aber konnte Kollege Höger doch eine Genugtuung erleben: Am 17. Mai 1894 hatte das Ministerium des Inneren die Statuten des Verbandes gutgeheißen.   Das jahrelange Ringen der Buchdrucker Österreichs nach einer einheitlichen Organisation hatte endlich zum Erfolg geführt. Am 23. Dezember 1894 konnten die Delegierten aus ganz Österreich zum ersten konstituierenden Verbandstag in Wien zusammentreten. Zum ersten Obmann des Verbandes wurde Karl Höger gewählt. Er führte die Kollegenschaft auf einen neuen Weg: Zur Erlangung eines Normallohntarifs. Und mit diesem Gelingen hatte der Verband sein erstes großes Werk vollbracht. Kollege Höger wurde auch in den Maitagen des Jahres 1896 in Prag beim Zweiten Verbandstag wieder mit der Leitung des Verbandes betraut. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wirkte es daher, als Karl Höger in der 18. Sitzung des Verbandsvorstandes am 8. April 1897 sein Mandat als Obmann des Verbandes zurücklegte. Wieder, wie im Jahre 1883, war Kollege Höger nicht mehr gewillt, die Intrigen einzelner Kollegen hinzunehmen und entzog sich diesen unerquicklichen Zwistigkeiten. Er hatte keine Funktion, blieb aber trotzdem mit seinen Berufskollegen verbunden. Bei wichtigen Anlässen versagte er den führenden Personen nicht seinen Rat, erschien im Kreise der Kollegenschaft immer freundlich und wurde freudig begrüßt. In den folgenden Jahren widmete er seine ganze Kraft der politischen Tätigkeit. Er arbeitete 1903 zuerst als Drucker noch in der Druckerei "Vorwärts", und nach drei Jahren wurde er als Redakteur bei der "Volkstribüne" aufgenommen. Er kandidierte im Jahre 1907 (Errungenschaft des Wahlrechtes) im 17. Wiener Gemeindebezirk (Hernals). Kollegen Höger blieb jedoch ein Erfolg verwehrt. Erst als in Graz durch den Rücktritt eines Abgeordneten eine Nachwahl notwendig war, wurde Höger wieder als Kandidat nominiert und zum Reichratsabgeordneten gewählt. Karl Höger war ein Mann aus dem Volke. Selbst aus ärmlichen Verhältnissen, lernte er die Not des Proletariats in allen Phasen kennen. Er war ein Mann, der die Kunst der Rede beherrscht hat wie wenig andere. Wo er sprach, jubelten ihm die Zuhörer zu, eroberte er sich Ihre Liebe. Kollege Höger verstarb nach kurzer Krankheit am 17. Oktober 1913.